5. November 2019

Barfuß auf den Kilimandscharo? Nur mit Vivos…

Barfuß auf den Kilimandscharo? Nur mit Vivos…

Nach vielen Jahren mit Knieproblemen beim Wandern, vor allem wenn es bergab ging, war es an der Zeit etwas zu ändern. Es musste ein Ziel her, auf welches man sich mit voller Motivation vorbereiten kann und welches einem nicht erlaubt eine Idee einfach hinzuschmeißen. Also raus aus den steifen Wanderstiefeln, rein in die Vivos und ab in die Berge – Ziel: im August „barfuß auf den Kili“.

Nach 8 Monaten Vorbereitung

Am 15. August sind wir in Arusha gelandet und bereits am Tag darauf losgegangen. Wir haben uns für die 6-Tage -Machame -Route entschieden, welche als die schönste von allen gilt. Besonders für die verschiedenen Vegetationsstufen ist der Kilimandscharo bekannt und genau diese haben uns in den ersten 3 Tagen nicht mehr aus dem Staunen kommen lassen.

Tag 1

Die Route beginnt auf 1800 Metern Höhe im sogenannten Machame Gate. Bereits auf den ersten Metern wird man von Affen begrüßt, die offensichtlich ein entspanntes Leben im Urwald genießen. Der Weg ist traumhaft angelegt, wird von Bäumen gesäumt und hat eine angenehme Steigung. Nach 3 Stunden lichtet sich der Wald etwas, die Bäume weichen Sträuchern und die ersten kleinen Sonnenstrahlen dringen durch die Wolken. Der suchende Blick richtet sich bergauf, in der Hoffnung das Ziel endlich zu erreichen, doch Fehlanzeige. Auf 2700m erreichen wir das Machame Camp und bekommen die kühle Höhenluft zu spüren. Also 3 Schichten drüber und rein in das kleine Essenszelt, in welchem uns für den Abend ein leckeres „3 Gänge Menü“ erwartet – Eat, eat! lautet die Ansage, also essen und essen wir…

Tag 2

Eigentlich habe ich meinen Wanderschuh Tracker eingepackt, um ihn am letzten Tag anzuziehen, falls wir im Schnee laufen. Da die Abende und Nächte allerdings ab dem ersten Tag sehr frisch sind, bin ich froh, um warme Socken und feste Schuhe für die Zeit im Camp. Dass die Füße während den folgenden Tagen nicht ein einziges Mal gefroren haben, mag daran liegen, dass die Wege nun doch steiler werden und die Muskulatur mehr gefordert wird.

Immer noch in Mitten der Sträucher, welche nun alle von seidenähnlichen Fäden behangen sind, schlängeln wir uns im Nebel den Berg hinauf. Nach 2-3 Stunden Gehzeit lassen wir die Wolken langsam hinter uns und die Sonne macht sich breit. Auf einem kleinen Plateau angekommen, beginnt das alltägliche Prozedere: Ankunftsbild vor dem Willkommensschild, Unterschrift und rein ins Essenszelt. Ein typischer Nachmittagssnack: gesalzene Popcorns – selten so gefesselt von so etwas einfachem gewesen. Aber mindestens genauso wichtig wie das Essen, ist das „train high, sleep low“- Prinzip, also sind wir am Nachmittag nochmal 100-200 Höhenmeter bergauf gegangen. Und dann ist es soweit: kurz vor Sonnenuntergang präsentiert sich der Kili in orangenem Licht, ihm zu Füße liegend all die Zelte mit den vielen Menschen, die bereits seit Stunden immer wieder tanzen und singen – ein unglaublich schönes Gefühl und eine Stimmung, wie man es sich auf Expeditionen vorstellen mag.

Tag 3

Der dritte Tag beginnt auf 3800m, führt über die Lava Towers auf 4600m und endet wieder auf 3800m – train high, sleep low. An diesem Tag geht es mehr um die Akklimatisierung und man wandert nicht in Richtung Gipfel, sondern quert diesen unterhalb. Die Landschaft ist das erste Mal karg und felsig, ein deutliches Zeichen, dass man nun in die höheren Lagen gelangt. Der Abstieg hält aber eine kleine Überraschung bereit: ein Wasserlauf, an dem sich Kakteen und Palmen angesiedelt haben, sorgt für Abwechslung und etwas Frische. Aber nicht nur die Landschaft ändert sich, auch die Sonneneinstrahlung wird stärker. Die ersten Anzeichen von Erschöpfung machen sich in unserer Runde breit, aber die Vorfreude überwiegt noch immer. Der Kili ist inzwischen deutlich näher, seine Form hat sich geändert und er wirkt noch imposanter.

Tag 4

Der nächste Tag fängt mit einer kleinen Kletterpassage an. Der Anstieg ist zwar sehr steil, aber gefährlich wird es nicht. Mit den Händen an der Wand und einem Strahlen im Gesicht (Klettern wie zur Kinderzeit) erklimmen wir die ca. 200 Höhenmeter und bekommen als Belohnung einen traumhaften Ausblick auf das Camp und den Bachlauf. Damit auch unsere Gesichter eine gesunde Farbe behalten, vergewissert sich unser Guide, ob wir auch genug trinken – „Sipi sipi“! heißt das Kommando und alle holen ihre Trinkschläuche raus. 4-5 Liter am Tag soll man trinken, vor allem in der Höhe wird das Wasser immer wichtiger. Wie an jedem Abend kommt unser Guide nach dem Essen zu uns und erkundigt sich nach unserem Empfinden – Übelkeit? Schwindel? Durchfall? … und das Spannendste: Sauerstoffsättigung und Herzfrequenz. Beides hat er mit einem Gerät am Zeigefinger gemessen.

Tag 5

Um 00:00 ist Abmarsch. Davor noch kurz Butterkekse als Kräftigung, dann diesmal rein in den Tracker und los geht‘s. Mit einer Stunde Schlaf im Gepäck sind die ersten Meter trotzdem erstaunlich gut. Auch hier hat die Vorfreude wieder vieles vergessen lassen. Dann wird es hart: Das Wasser im Trinkschlauch muss man immer wieder in den Beutel zurück pusten, damit es nicht gefriert. Bei ca. -10°C ist aber nicht der Schlauch das Problem, sondern das Mundstück. Es hat sich so festgefroren, dass man keine Chance mehr hat an Wasser zu kommen. So wird man müder und müder und die Augen fallen zu. 0,4 km/h geht man im Schnitt, sagt man uns nach der Tour. 400 Meter in einer Stunde! Und als sei das nicht genug, spielt nun auch der Magen nicht mehr mit und Übelkeit macht sich breit.

Genau das wovor jeder gewarnt hat: der Kilimandscharo ist körperlich und technisch nicht schwer, aber wenn die Höhe zuschlägt, wird es zur Kopfsache. Mit jedem Meter wird der Frust größer, ein Fluchwort nach dem anderen überschlägt sich im Kopf. Wir gehen weiter... nach 2 Mal übergeben, 4324 Schimpfwörtern und komplett weiß (Freundin behauptet grün) im Gesicht erreichen wir den Stella Point. Von dort sieht man den gewaltigen Krater vor sich und die Gletscher rund um den Kili, sowie den Uhuru Peak. Auf dem Rückweg stehen uns 1200 Höhenmeter Abstieg bevor. Reinster Schotter liegt vor uns, das heißt wir können bis zum Base Camp fast runter surfen.

Tag 6

Der letzte Abend und der darauffolgende Tag verfliegen wie im Nu. Fix und fertig von den Erlebnissen zuvor bleibt nicht mehr viel Aufnahmevermögen für all die Schönheit, die uns auch wieder am letzten Tag umgeben hat. Zurück im Urwald erreichen wir unser letztes Gate. Kein Muskelkater, keine schweren Beine... Und dennoch komplett leer. Diese Art der Anstrengung kenne ich nicht, aber genau diese Art an seine Grenzen zu kommen wollte ich kennen lernen. Der Kilimandscharo hat seine Tücken, auch wenn er technisch nicht anspruchsvoll ist. Wir werden diesen Berg nie vergessen!

Kann man nun mit Barfußschuhen auf den Kili?

Ganz klar: ja! Ich habe in erster Linie den Primus Trail Soft Ground (Firm Ground wäre genauso gegangen) und nur am letzten Tag den neu gekauften Tracker benutzt. Der Großteil der Strecke ist fester, steiniger Untergrund. Stellenweise hat uns der Guide feste Schuhe empfohlen, aber auch diese Bereiche sind mit dem Primus gut machbar. Aufgrund der Kälte habe ich mich am letzten Tag für den Tracker entschieden und kann auch hier wieder nur schwärmen: leicht, ausreichend Platz bietend und einfach gemütlich. Mit den Vivos hatte ich kein einziges Problem während der 6 Tage!

Sogar am letzten Aufstieg bei -10°C habe ich keinen Gedanken an meine Füße verschwendet (natürlich hatte ich andere Probleme - aber während meine Freundin Wärme Pads gebraucht hat, bin ich auch ohne ausgekommen). Ich möchte mich also auch hiermit bei den Vivo-Machern bedanken, da ich wieder die Hoffnung schöpfe eines Tages eventuell wieder komplett schmerzfrei zu sein! Und natürlich muss man dazu sagen, ohne unsere Guides und Trägehätten wir es ebenfalls NIE geschafft. Ich habe größten Respekt vor diesen Leuten und kann auch diesen nur unendlich viel danken!!

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